Deutsche bei autonomen Fahren deutlich skeptischer als andere Autofahrer

16. Sep 2015 • News • forsa • Pressemeldung • Verkehr & Mobilität

Die Deutschen sind mit Blick auf das Autonome Fahren der Zukunft spürbar skeptischer als Menschen in anderen Ländern. Das zeigt eine internationale Forsa-Befragung im Auftrag der Sachverständigenorganisation DEKRA, deren Ergebnisse auf der IAA in Frankfurt vorgestellt wurden.


Demnach glauben nur 8 % der Befragten in Deutschland, dass sich vollständig autonom fahrende Autos in den kommenden zehn Jahren durchsetzen werden. 32 % rechnen damit, dass es noch mehr als 20 Jahre dauern wird, weitere 31 % glauben sogar, dass sich vollständig autonom fahrende Autos überhaupt nicht durchsetzen werden. In den anderen untersuchten Ländern Frankreich (21 %), Neuseeland (23 %) und USA (33 %) erwarten deutlich mehr Befragte den Siegeszug der autonom fahrenden Autos bis 2025.

In allen vier Ländern geht eine deutliche Mehrheit davon aus, dass die zunehmende Automatisierung in Pkw generell einen Sicherheitsgewinn darstellt. In Deutschland sieht sogar fast die Hälfte (49 %) einen großen Zuwachs an Sicherheit. Überhaupt keinen Sicherheitsgewinn durch die Automatisierung sieht jeweils nur eine kleine Minderheit (5-9 %).

Am meisten zusätzliche Sicherheit versprechen sich die Autofahrer in allen untersuchten Ländern vom Totwinkel-Assistenten. Er wurde überall am häufigsten zu den drei Systemen mit der höchsten Sicherheitsrelevanz gezählt; der Anteil der Befragten liegt je nach Land zwischen 57 % und 65 %. Dahinter zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Ländern. Während etwa der Spurhalteassistent in den USA von 41 % und in Neuseeland von 39 % als sehr sicherheitsrelevant eingestuft wird, spielt er für die Befragten in Frankreich (29 %) und Deutschland (24 %) eine weniger wichtige Rolle. Den Europäern ist beispielsweise der vorausschauende Notbremsassistent wichtiger für die Sicherheit (Deutschland 54 %, Frankreich 47 %).

Um die Akzeptanz von Fahrerassistenzsystemen und Automatisierungslösungen ist es nach den Ergebnissen der Befragung in den vier Ländern nicht schlecht bestellt. Nur eine Minderheit zwischen 3 % und 6 % wünscht sich generell keine elektronische Unterstützung im eigenen Auto.

"Fahrerassistenzsysteme und die zunehmende Automatisierung des Fahrens können einen Beitrag leisten, dass die Mobilität für alle sicherer wird", so Stefan Kölbl, Vorsitzender des Vorstands DEKRA e.V. und DEKRA SE. "Davon profitieren besonders auch die ungeschützten Verkehrsteilnehmer: Fußgänger und Radfahrer, Kinder und Senioren."

Die DEKRA Experten weisen mit Blick auf die Zukunft des autonomen Fahrens aber auch auf die Herausforderungen hin, die noch zu meistern sind. "Dabei ist die Fahrzeugtechnik selbst nicht der entscheidende Faktor. Dass Fahrzeuge aus technischer Sicht in der Lage sind, autonom zu fahren, haben verschiedene Hersteller ja schon bewiesen. Die eigentlichen Herausforderungen sind vielmehr die Rahmenbedingungen", so der DEKRA Vorstandschef. "Wir brauchen hier ganz klare Standards, Normen und Kontrollen."

Das betrifft aus Sicht der DEKRA Experten sowohl Haftungsthemen, als auch die Frage der digitalen Sicherheit gegen Manipulation. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Prüfbarkeit der sicherheitsrelevanten elektronischen Systeme und Funktionen. "Wenn das Fahrzeug die Steuerung selbst übernimmt, geht das Risiko vom Fahrer auf die Systeme über", so Dr. Gerd Neumann, Vorsitzender der Geschäftsführung der DEKRA Automobil GmbH. "Damit wird es umso elementarer, dass diese Systeme dauerhaft und zuverlässig funktionieren - und das muss natürlich im Rahmen der Hauptuntersuchung auch geprüft werden können. Dazu brauchen die Überwacher vor allem den Zugang zu den notwendigen Daten, die Aufschluss über die Funktionssicherheit geben."

Für den DEKRA Geschäftsführer ist klar: Die Sicherheitspartnerschaft zwischen den Fahrzeugherstellern und den Überwachungsorganisationen muss auf der bisher bewährten Grundlage neu aufgestellt werden. "Schon im Rahmen der Entwicklung und der Homologation der Fahrzeuge muss geregelt werden, wie unsere Prüfingenieure später diese Fahrzeuge prüfen können", so Dr. Neumann.

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