Das deutsche Gesundheitssystem wird immer weiblicher

30. Nov 2022 • News • K&A BrandResearch • Blog & Paper • Marktanalyse • Gesundheit • Arbeitswelt

Der Eid des Hippokrates besagt u.a., dass der Arzt keine tödlichen Mittel verabreichen darf, dass er im Umgang mit den Kranken weder zwischen Freien und Sklaven noch zwischen Männern und Frauen Unterschiede machen dürfe. Mit den Diversity geprägten Wertevorstellungen der letzten Jahre scheint nun auch die Medizin bezüglich Gender Equality dort angekommen zu sein, wo die Antike Ärzte als Berufsstand haben wollte. Eine zu starke Betonung von Genderism oder gelungener Diversity im Umfeld der Health Care Professionals würde aber immer noch zu überzogen wirken.


Die aktuelle Medizinphilosophie verweist stolz auf die Fortschritte der letzten Jahrzehnte: Die leitlinienorientierte Therapie, die davon ausging, dass der Therapienutzen studienbasiert 1:1 auf die Gesamtbevölkerung übertragbar ist, wurde durch eine sich stetig personalisierende Medizin abgelöst: Relativ homogene Gruppen von Patienten reagieren mitnichten annähernd gleich auf therapeutische Maßnahmen. Gleichwertige Behandlung, aber nicht zwingend gleiche Therapieverläufe in bestimmten Patientengruppen.

Frauen im Health Care Segment Die Gendermedizin geht über diese Ansätze sogar hinaus: Sie erklärt, warum Herzerkrankungen, Female Diversity und wäre ohne Frauen im Beruf überhaupt nicht existenzfähig. Schlechte Entlohnung, Überstunden, Überlastung und damit zusammenhängend verschiedenartige Dienstausfälle wirken sich seit Jahren auf einen sich weiter zuspitzenden Pfl egenotstand aus, der größtenteils weiblich ist, da Männer bislang wenig für diesen Berufszweig zu motivieren sind. Aber auch die Ärzteschaft wird immer weiblicher: Inzwischen ist der Anteil der Ärztinnen auf 49,9% (2021) angewachsen – Tendenz steigend. Gravierende Unterschiede bestehen weiterhin in einzelnen Fachbereichen sowie in Führungsebenen von Krankenhäusern. Man sollte annehmen, dass eine fortlaufende Feminisierung der Health Care-Berufe auch Auswirrheumatische Erkrankungen, Depressionen, Osteoporose usw. bei Männern und Frauen unterschiedlich verlaufen können. Zusätzlich berücksichtigt sie die Information darüber, wie Lebensstil, Stress und Umwelt auf biologische Prozesse bei unterschiedlichen Geschlechtern wirken. Gendermedizin im eigentlichen Sinne wird aber kaum unterrichtet. In einer Umfrage von 2016 konnte die Hälfte der 32 teilnehmenden Medizinfakultäten nicht genau beantworten, in welchen Kursen die Aspekte der Gendermedizin zukünftigen Ärzten beigebracht werden (Deutsches Ärzteblatt: Ludwig et al., 2016).

Unabhängig davon wird das Gesundheitssystem aber immer weiblicher (Abb. 1). Der Pflegesektor wird bereits seit Jahrzehnten von Frauen dominiert kungen auf das Behandlungs- und Kommunikationsverhalten im Berufsalltag haben sollte. Tatsächlich stellt jedoch eine Umsetzung der Gendermedizin im durchgetakteten, manchmal chaotischen und meist Effi zienz-getriebenen Alltag der Ärzte eine große Herausforderung dar. Denn aus einem stärker Diversity-getriebenen Denken resultiert eine Orientierung an gesellschaftlicher Vielfalt und damit einer sich stetig weiter entwickelnde Individualisierung. Unter Beachtung der „diversen“ Vielfältigkeitsoptionen fallen auch Therapieentscheidungen mitunter schwerer, mögliche Therapieschritte und Handlungsmuster nehmen individualisiert zu und erhöht sich die Alltagskomplexität der Ärzte. Routiniertes Verhalten wird bei stetigem Abwägen individueller Variablen seltener und eine laut Daniel Kahneman notwendige Alltagsvereinfachung durch den Autopiloten ist dann weniger leicht möglich.

Abbildung 1: Anteil der an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden weiblichen Ärztinnen und Psychotherapeutinnen

Inhalte des Artikels in "Pharma":

  • Frauen im Health Care Segment
  • Aktuelle Gender-Kommunikation im Arztalltag
  • Diverse Health Care Communication