Asiaten verschärfen Wettbewerb am europäischen Markt für Parkett- und Echtholzböden
01. Mär 2016 • News • Interconnection Consulting • Branchenstudien • Marktdaten • Marktanalyse • Bau & Wohnen • Handel & Dienstleistung • Produktion

Preiskampf hat begonnen
Bis 2019 rechnet Interconnection Consulting mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 3% was nur einen Prozent über dem Mengenwachstum liegt und etwa der erwarteten Inflation im Euroraum entspricht. Geschuldet ist dies nicht zuletzt dem zunehmenden Markteintritt asiatischer Hersteller, wie schon ein Rundgang auf der diesjährigen Leitmesse bei Bodenbelägen, der Domotex in Hannover, offenbart. Großbritannien, Benelux und Deutschland dienen dabei als europäische Testmärkte für asiatische Produzenten. Es ist daher kein Zufall, dass gerade dort, die Durchschnittspreise im vergangenen Jahr aufgrund der verstärkten Wettbewerbssituation kaum angestiegen sind, oder wie im Falle Deutschlands sogar rückläufig waren. Während der Absatz in Deutschland um 1,4 Prozent anstieg, legte der Umsatz nur 0,7% zu. Neben den asiatischen Anbietern, die auf den europäischen Markt strömen, sorgen auch die osteuropäischen Hersteller für verschärften Preiskampf in Europa, da diese häufig günstiger als ihre westeuropäischen Mitbewerber produzieren können. Preisunterschiede zwischen den Herstellern ergeben sich aber auch vor allem aufgrund der großen Bandbreite an Produkten und aufgrund qualitativer Unterschiede. Durch Skalierungseffekte versuchen westeuropäische Hersteller konkurrenzfähig zu bleiben.
Frankreich ist schwarzes Schaf bei Wachstum
Im vergangenen Jahr wurde am Markt für Holz- und Parkettböden mit Ausnahme von Frankreich in allen untersuchten Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Spanien, Frankreich, Benelux, Dänemark, Schweden, Großbritannien, Polen) ein Wachstum sowohl in Menge als auch im Wert lukriert. Immerhin erwartet Interconnection Consulting auch für Frankreich ab 2016 bis 2019 Wachstumsraten von 1,8% in Menge. Die größten Wachstumsraten verbuchten im vergangenen Jahr Großbritannien (+4,8% in Wert), Polen (+4,5% in Wert) und Dänemark (+4,3%). Auch Italien konnte nach langen Jahren des Abschwungs im vergangenen Jahr erstmals wieder positive Wachstumszahlen erwirtschaften und steigerte seinen Umsatz um 0,7%.
Dreischichtparkett ist erste Wahl
Bei Holzböden unterscheidet man zwischen Massivholzböden und Mehrschichtböden. Die Variante Mehrschichtparkett ist mit 83,9% Marktanteil in Menge, mit Abstand die erste Wahl, wobei der Marktanteil im letzten Jahr sogar noch leicht zugenommen hat. Unter den Parkettböden machen die dreischichtigen Böden mit einem Marktanteil von rund 70% in Menge das Gros der nachgefragten Böden aus. Nicht ohne Grund: Ein Dreischichtparkett ist formstabil. Das Ausdehnen und Zusammenziehen des Holzes durch wechselnde Luftfeuchtigkeit, wird dadurch eingeschränkt. Der Preis der meisten Dreischichtparkett-Varianten hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. So liegt die beliebteste Variante in den untersuchten Ländern bei durchschnittlich 28,4 Euro pro m2 und ist damit preiswerter als der Massivholzboden (31,8€). Gerade im Parkettbodenbereich sind die Preise aufgrund der starken Wettbewerbssituation seit 2010 um rund einen Euro pro m2 gesunken. Der Marktanteil der Massivholzvariante lag im vergangenen Jahr bei 13,5%. Massivholzböden zeichnen sich durch eine deutlich höhere Nutzschicht (22mm) im Vergleich zur Mehrschicht-Parkettvariante aus (ca. 4mm) und können daher auch öfter abgeschliffen werden. Die Eiche ist mit etwa 70% der beliebteste Holzbodentyp gefolgt von Buchen- und Eschenholz sowie tropischen Holzsorten, die jedoch alle nur einen Marktanteil im einstelligen Prozentanteil vorweisen können.
Ökologisierung vertreibt Kundenschichten
Durch die Bereitstellung von Zertifikaten– wie z.B. dem Forest Stewardship Council (FSC) – versuchen die Hersteller von Echtholzböden der wachsenden Forderung ihrer Kundschaft nach Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung immer mehr nachzukommen. Durch die damit verbundenen Mehrkosten bei der Holzbodenverlegung wird ein Teil des Klientels aus dem Holzbodensegment abwandern, prognostiziert Interconnection Consulting. „Die preissensiblen Käuferschichten werden immer häufiger auf Elastische Bodenbeläge (Vinyl, LVT, etc.) sowie Laminatböden ausweichen“, erklärt Jan Hudak, Autor der Studie. Nicht zuletzt aus diesen Grund erwartet Interconnection Consulting, bei Echtholzböden einen Trend zu maßgeschneiderten und exklusiven Böden. Bis 2019 soll diese Produktgruppe jährlich um 7% im Wert wachsen.
Marktkonzentration steigt weiter
Neben einigen „Local Heroes“ mit sehr starker Präsenz in den einzelnen Ländermärkten, sind es vor allem Unternehmen wie die Bauwerk-Boen Gruppe, Kährs, Hamberger, Weitzer Parkett, Tarkett oder Barlinek, die meist gleich in mehreren Märkte dominanter sind. Die größten 100 Parketthersteller in den 11 untersuchten Ländern, kamen 2015 auf einen gemeinsamen Marktanteil von 65,9% nach verkaufter Menge, was einer Steigerung von 0,5% gegenüber 2014 bei der Marktkonzentration entspricht.
Vom Wald ins eigene Heim
Was den Vertrieb von Holz- und Parkettböden betrifft, so dominiert hier vor allem der indirekte Vertrieb sehr stark und kommt dabei auf ein Volumen von 95,6% des gesamten Absatzes. Lediglich 4,4% des Parkettbedarfs werden von den Herstellern direkt vertrieben, wobei es sich bei diesen Verkäufen meist um kleinere Hersteller mit lokaler Produktion handelt, die häufig ihre Produkte an die konkreten Kundenwünsche anpassen und dabei überwiegend im High-Endbereich tätig sind. Ein derzeit nach wie vor kleiner Teil wird dabei auch schon Online vertrieben, wobei hier noch Wachstumspotential nach oben bestehen dürfte, wie Marktanalyst Jan Hudák die derzeitige Lage beurteilt.
Ein Blick auf den indirekten Vertrieb zeigt, dass in Europa derzeit rund 72,5% über den Großhandel vertrieben wird. Bei genauerer Betrachtung der Vertriebskanäle, entfällt ein wesentlicher Teil des Marktes auf den Holzfachhandel (z.B. Holzland), wobei dieser in einigen Ländern sogar mehr als 50% des Marktes bedient. Betrachtet man die Vertriebskanäle, die direkt an den Endkunden gehen, entfallen gut 1/3 des Marktes auf den Handwerker Fachhandel (Bodenleger, Parkettleger, Raumausstatter, Tischler/Schreiner) und rund 20% auf Baumärkte. Daneben spielen u.a. auch noch Fachmärkte /Filialisten sowie Möbel- und Einrichtungshäuser eine Rolle.
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