Wer bestimmt die Mobilität der Zukunft?

Am 8. Dezember 2016 fand die vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO initiierte Veranstaltung Forum FutureCar bereits zum zweiten Mal statt. In diesem Jahr stand die Frage nach den zukünftigen Playern im Automobil- und Mobilitätsmarkt im Vordergrund. Rita Strebe von eResult über Entwicklungen zur Zukunft der Mobilität.

Anbieter: usabilityblog.de
Veröffentlicht: Jan 2017
Autor: Rita Strebe
Preis: kostenlos
Studientyp: Blog & Paper • Trendforschung • Usability, Customer Experience
Branchen: Online & IKT & Elektronik • Verkehr & Mobilität
Tags: Automobil Marken • Automobilmarkt • Automotive • Customer Experience • Mobilität • Usabbility

Vier Faktoren treiben eine voraussichtlich bedeutende Transformation der Mobilität in der nächsten Zukunft voran: autonomes Fahren, Konnektivität, Elektrifizierung und Shared Mobility. Die Referenten brachten verschiedene Perspektiven aus der Wissenschaft, der Unternehmens- und IT-Beratung, der IT-Branche, dem Finanzsektor und Social Media zusammen.

Voraussagen zur Mobilität der Zukunft

Die Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig: das Auto wird in nächster Zukunft autonom fahren. Es wird mit anderen Autos und externen Systemen kommunizieren und darüber gesteuert. Und es wird elektrisch betrieben. Die Vermutung wurde geäußert, dass das Auto als Besitz und als Statussymbol an Bedeutung verlieren könnte. Der Nutzer könnte zunehmend nur daran interessiert sein, günstig und bequem von einem Ort zum anderen zu kommen. Convenience bestimmt die Nachfrage und den Erfolg von Angeboten in dem Bereich. Mobilität wäre dann nicht mehr an ein Produkt gebunden, sondern würde zu einer Dienstleistung. Für die Befriedigung des Mobilitätsbedarfs werden weniger Autos gebraucht bei vollständiger Auslastung und geteilter Nutzung. Die Software wird dabei zu einem bestimmenden Faktor dieser Dienstleistung werden.

Wo stehen hierbei die großen Automobil-Marken?

Die Veranstaltung stand unter der Losung „In brands we trust!?“. Die Frage nach der zukünftigen Rolle der großen Automobil-Marken zog sich denn auch als roter Faden durch die Vorträge und Diskussionen. Die großen Konzerne arbeiten mit geschlossenen Produktionsstrukturen und in langen Entwicklungszyklen. Sie stützen sich auf ein gewachsenes und etabliertes Markenbild von Qualität, Vertrauenswürdigkeit und Innovation. Das Unternehmenskonzept ist auf das Auto als Produkt ausgerichtet, über das der Mobilitätsbedarf des Besitzers gedeckt wird. Die Konzerne reagieren auf den Umbruch im Bereich der Elektrifizierung und der Konnektivität. Doch wo stehen die riesigen Konzerne mit ihren etablierten Marken, wenn sich das Mobilitätskonzept radikal verändert?
Die hochentwickelte Technologie der Verbrennungsmotoren wird über kurz oder lang keine Rolle mehr spielen. Dies senkt die technologische Einstiegsschwelle für neue Teilhaber im Markt. Die Software wird ins Zentrum der Mobilität rücken und damit ein Bereich, in dem die großen Markenhersteller erst Kompetenz aufbauen müssen. Die geschlossenen Produktionsstrukturen stehen notwendigen Kooperationen und dynamisch geteilten Markträumen der zukünftigen Mobilität entgegen. Aus den Diskussionen auf der Veranstaltung war einige Skepsis und Besorgnis herauszuhören, ob die großen Automobilkonzerne in den zu erwartenden Umbrüchen werden bestehen können.

Mögliche neue Player im Bereich Mobilität

Der Name Google lag nahe, wenn in einem innovativen Umbruch Konnektivität, Daten und Software eine zentrale Rolle spielen. Das Unternehmen hat sich mit dem autonomen Fahrzeug bereits für den neuen Mobilitätsmarkt positioniert. Es hat schon jetzt Zugriff auf Daten, mit denen eine zukünftige Mobilitätsdienstleistung optimiert werden kann. Google ist Spezialist, wenn es darum geht, aus einem IT-basierten Dienst Geld zu ziehen, ohne vordergründige Kosten für den Nutzer.

Tesla wurde genannt, wenn es um zukünftige mögliche Marktteilnehmer ging. Dieses Unternehmen hat es in kürzester Zeit geschafft, sich eine wichtige Marktposition in den Bereichen Elektromobilität und teilautonomes Fahren zu erobern. Mit seinen kurzen Entwicklungszyklen und seiner Offenheit für Marktkooperationen könnte Tesla ein Modell für die zukünftige Automobilproduktion werden.

Uber bekam ebenfalls einige Aufmerksamkeit in den Beiträgen und Diskussionen. Insbesondere im Fall eines Durchbruchs des autonomen Fahrens wurde dem Unternehmen eine sehr gute Ausgangsposition zugesprochen. Es wurden milliardenhohe Investitionen verschiedenster Geldgeber wie Google, Toyota und Goldman Sachs in dieses Unternehmen geleitet. Diese sind zum jetzigen Stand nicht nachvollziehbar, deuten jedoch auf die erwartete Bedeutung von Uber in der weiteren Mobilitätsentwicklung hin.

Darüber hinaus wurden auch Marktkräfte erwartet, die derzeit noch nicht erkennbar sind. In Asien und hier vor allem in China wurde vor dem Hintergrund der Offenheit der Bevölkerung auch in Bezug auf die Datennutzung ein besonderes Potential für Neugründungen und innovative Transformationen gesehen.

Welche Rolle spielt die UX in der zukünftigen Mobilität?

Das Thema UX und intuitive Bedienbarkeit tauchte im Verlauf der Veranstaltung immer wieder einmal auf. Ladesäulen müssen entsprechend optimiert werden, Softwareoberflächen im Auto einfach und intuitiv sein. Im Bereich der Convenience einer Mobilitätsdienstleistung betrifft die Bequemlichkeit und das Angenehme des Erlebens auch alle technischen Berührungspunkte im Verlauf. Möglicherweise wird das neue Auto, gedacht für volle Auslastung und geteilte Nutzung, in seinem Funktionsumfang bedeutend reduzierter und nüchterner sein. Die Hauptleistung der Steuerung wird sich untergründig vollziehen. Ist es nicht mehr die Steuerung, dann sind es Unterhaltungs- und Kommunikationssysteme, die benutzbar und intuitiv sein müssen. Selbst wenn haptische Schnittstellen verschwunden sind, wird die Interaktion zwischen Mensch und Technik immer einer Optimierung bedürfen, auch im Bereich der Mobilität.