Infografik: Warum die Kontoführungsgebühren zurückkommen

Für Millionen von Bankkunden wird es bald richtig teuer. Im ganzen Land erheben die Kreditinstitute nach und nach die Gebühren für das Girokonto. Warum die Kontoführungsgebühren wieder eingeführt werden, welche Auswirkungen dies für die Banken und Verbraucher hat und was Verbraucher dagegen unternehmen können, hat smava in einer interaktiven Infografik zusammengefasst.

Anbieter: smava
Veröffentlicht: Nov 2016
Preis: kostenlos
Studientyp: Infografik • Marktanalyse • Marktforschung
Branchen: Finanzdienste
Tags: Banken • Bankprodukte • Direktbanken • Filialbanken • Finanzdienstleistungen • Finanzprodukte • Kontoführungsgebühren

Warum kommen die Kontoführungsgebühren wieder zurück?

Früher konnten die Banken mit überschüssigen Kapitaleinlagen lukrative Zinsen erwirtschaften wenn sie ihr Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) geparkt haben. Doch mit Eingang des negativen Einlagezinses müssen Banken genau auf diese Einlagen nun Strafzinsen zahlen, anstatt Gewinne einzustreichen. Hintergrund ist die schwache Konjunkturphase, in der sich der Euroraum zurzeit befindet. Um dem Entgegenzuwirken kann die EZB als wichtigstes Werkzeug den Leitzins beeinflussen (senken). Aktuell liegt der Leitzins bei 0 %. Der Leitzins beschreibt den Zinssatz zu dem sich Geschäftsbanken bei der EZB Kapital beschaffen können. Bei einem Leitzins von 0 % können die Banken sich entsprechend günstig Geld leihen und dementsprechend auch günstig an Verbraucher und Unternehmen weitergeben. Im gleichen Moment lohnt sich das Sparen aufgrund der niedrigen Zinsen nicht mehr und die Verbraucher werden angeregt Investitionen zu tätigen. Damit verfolgt die EZB das Ziel die Wirtschaft anzukurbeln – soweit die Theorie.

Viele Banken aber verfügen nicht über ausreichend Eigenkapital, um drohende Kreditausfälle zu kompensieren und lagern ihr Geld daher trotz Strafzinsen bei der EZB anstatt Kredite an Verbraucher und Unternehmen zu vergeben. Zusätzlich brechen den Banken durch die lockere Geldpolitik der EZB zunehmend die Gewinne ab. Mit Darlehen, herkömmlichen Geldanlageprodukten und den Einlagen ist für die Banken kaum noch etwas zu verdienen. Das Privatkundengeschäft steht aufgrund hoher Kosten für das Filialnetzwerk, die Infrastruktur und das Personal besonders unter Druck. Die Folge ist, dass den Banken die Gewinne wegbrechen und die steigenden Kosten nun an die Verbraucher weitergereicht werden. Früher konnten die Banken das Girokonto durch hohe Zinsen von der EZB quersubventionieren. Heute bieten meist nur noch Direktbanken kostenlose Girokonten an, da Sie durch das Onlinegeschäft die Kosten für das kostenintensive Filialnetz einsparen.

Umsatz Kontoführungsgebühren

Die potenziellen Einnahmen der Banken aus den Kontoführungsgebühren werden pauschal berechnet aus der Gesamtanzahl aller Girokonten in Deutschland sowie den durchschnittlichen Gebühren für ein Girokonto.

Filialbank oder Direktbank?

Vor der Entscheidung für ein Girokonto sollten sich Verbraucher gut überlegen, ob sie dieses lieber bei einer Filial- oder bei einer Direktbank führen möchten.

  • Filialbanken zeichnen sich vor allem durch ihr flächendeckendes Filialnetz aus. Kunden profitieren hierbei besonders von der persönlichen Beratung und Betreuung bei komplexen Finanz-uns Versicherungsprodukten, wie diversen Geldanlageprodukten, Krediten und Bausparangeboten. Durch die daraus resultierenden hohen Fixkosten für die Filialbanken werden häufig Gebühren für Kontoführung und Überweisungen fällig.
  • Direktbanken verfügen über keine Filialen und sparen sich somit die Kosten für Geschäftsstellen und Personal. Diese Kostenersparnis geben sie an ihre Kunden weiter.

Der Kunde sollte also abwägen, welche Kriterien ihm persönlich wichtiger sind – die individuelle Beratung und Betreuung einer Filialbank oder die günstigen Finanzprodukte einer Direktbank.

Kontowechsel

Die Mehrheit der Deutschen hat noch nie das Girokonto gewechselt. Groß sind die Sorgen vor dem Aufwand bei einem Wechsel des Bankinstituts und den damit verbundenen Risiken mögliche Daueraufträge oder Lastschriften zu vergessen und somit Mahngebühren zu zahlen.

Doch seit dem 18. September 2016 ist der Kontowechsel für alle Verbraucher deutlich leichter geworden: Gemäß eines neuen Gesetzes ist die alte Bank dazu verpflichtet alle regelmäßigen ein- sowie ausgehenden Überweisungen und Lastschriften des Kunden der vergangenen 13 Monate an die neue Bank zu übermitteln. Dieser Aufwand lag bisher in der Verantwortung des Bankkunden.

Quellen:

http://www.leitzinsen.info/eurozone.htm
https://www.bitkom.org/Presse/Pressegrafik/2016/Juni/Bitkom-Praesentation-Digital-Banking-06-06-2016-final.pdf
https://bankenverband.de/media/files/102014_Zahlen_und_Fakten.pdf
https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/ArtikelNeuregelungen/2016/neuregelungen-september/2016-08-29-gesetzliche-neuregelungen.html
https://de.statista.com/statistik/faktenbuch/320/a/services-leistungen/finanzen/girokonto/