Freunde oder Online-Spiele? Was Kindern wichtig ist

Die Studie "Kinderbarometer 2016 - Länderbericht Hessen" erfasst Stimmungen und Meinungen von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. In ihrer Freizeit treffen sich hessische Kinder am liebsten mit ihren Freunden. Das Spielen mit dem Handy, der Konsole oder dem PC landet auf Platz 3 der beliebtesten Freizeitaktivitäten.

Anbieter: PRESSEPORTAL
Veröffentlicht: Nov 2016
Preis: kostenlos
Studientyp: Marktforschung
Branchen: Online & IKT & Elektronik • Tourismus, Freizeit & Sport • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft
Tags: Freizeitaktivitäten • Freunde • Kinder • Kinderrechte • Lesen • Online Gaming • Online Spielen • Smartphone • Sport

Bei den beliebtesten Freizeitaktivitäten der hessischen Kinder nimmt "Mit Freunden treffen" klar den ersten Rang ein. Gut jedes dritte Kind nennt hier Unternehmungen mit Freunden wie "mich mit Freunden in der Stadt treffen" oder "mit Freunden verabreden". An zweiter Stelle folgt Fußball, auf Rang 3 das Zocken, also das Spielen mit Handy, Konsole, PC oder Tablet. Schwimmen landet an vierter Position, die Kategorie "Fahrrad" auf Platz fünf. Mehr als jedes zehnte Kind zählt Lesen zu seinen liebsten Freizeitaktivitäten.

Mädchen mögen Reiten und Lesen, Jungen Fußball und Zocken

Die Interessen der hessischen Mädchen unterscheiden sich deutlich von denen der Jungen. Die Mädchen verbringen ihre Freizeit am liebsten damit, sich mit Freunden zu treffen, sowie beim Reiten, Lesen, Schwimmen oder auf dem Fahrrad, wobei sie "Mit Freunden treffen", Reiten und Lesen auch deutlich häufiger nennen als Jungen. Anders als bei den Jungen gehören bei ihnen auch häufiger Musizieren, Zeichnen und Tanzen zu den bevorzugten Freizeitbeschäftigungen. Insgesamt betrachtet interessieren sich die Mädchen somit eher für soziale Interaktion und musisch-künstlerische Aktivitäten. Die hessischen Jungen nennen dagegen Fußball, Zocken und "Mit Freunden treffen" als Favoriten, gefolgt von "Fahrrad" und Schwimmen. Hoch im Kurs stehen bei ihnen auch Computer- und Konsolenspiele sowie Spiele-Apps. Zeit mit Gleichaltrigen zu verbringen ist für Jungen ebenfalls wichtig, allerdings nicht so sehr wie für Mädchen. Generell gewinnt Zeit mit Freunden bei der Freizeitgestaltung der Kinder mit zunehmendem Alter an Bedeutung. Für den Geschäftsführer der Hessenstiftung - Familie hat Zukunft, Ulrich Kuther, ist das Auseinanderdriften der geschlechtstypischen Freizeitbeschäftigungen in diesem Alter besonders auffällig. "Jungen beginnen in diesem Alter - ganz anders als die Mädchen - ihre Biographie als Nicht-Leser. Die Begeisterung für Fußball ist ungebrochen. Hier gilt es Brücken zu bauen von der für Jungen interessanten Action zu kommunikativen Schlüsselkompetenzen wie der des Lesens", erläutert Kuther mit Verweis auf das erneut von der Hessenstiftung ausgeschriebene Projekt "kicken&lesen".

Immer mehr Kinder mit eigenem Smartphone

Mehr als acht von zehn hessischen Kindern besitzen mittlerweile ein eigenes Smartphone. Im Vergleich zur vorherigen Studie von 2013, in der dies auf sechs von zehn Kindern zutraf, ist das eine deutliche Steigerung. Der Besitz eines eigenen Computers ist konstant geblieben: Jedes dritte Kind gibt an, einen PC für sich alleine zu haben. Das Internet nutzen die Jungen und Mädchen nach eigenen Angaben durchschnittlich "manchmal" bis "oft" und damit häufiger als in der früheren Studie. Besonders häufig gehen sie ins Internet, um sich Nachrichten zu schreiben und Videos anzuschauen, aber auch zur Informationsbeschaffung oder zum Spielen von Online-Spielen. Besuche von sozialen Netzwerken, Shoppingportalen oder das Hochladen eigener Inhalte kommen bei den Neun- bis Vierzehnjährigen eher selten vor. Verone Schöninger, Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband Hessen, betont zur steigenden Nutzung von Smartphones und Internet: "Wir müssen alles daran setzen, dass Kinder und ihre Eltern befähigt sind, sich im Internet souverän und gefahrlos zu bewegen. Die Vermittlung von Medienkompetenz und der den permanenten Entwicklungen angepasste gesetzliche Jugendschutz helfen Kindern und Jugendlichen auf Cybermobbing und Cyber-Grooming im Internet gut zu reagieren."

Bekanntheit der Kinderrechte nimmt zu

Mehr als jedes Dritte Kind in Hessen hat schon einmal von der UN-Kinderrechtskonvention gehört. Damit ist der Anteil gegenüber der ersten Erhebung in 2011 bedeutend gestiegen (2011:24 Prozent, 2015: 36 Prozent). In anderen Bundesländern hat die UN-Konvention jedoch einen wesentlich höheren Bekanntheitsgrad als in Hessen. So haben in Brandenburg sechs von zehn Kindern von ihr gehört. Kindern, die innerhalb von Hessen eher großstädtisch wohnen, ist die UN-Konvention häufiger bekannt als Kindern, die in einer eher dörflichen Umgebung aufwachsen.

Mitbestimmung ist Kindern wichtig

Über die Hälfte der hessischen Kinder würde gerne an Entscheidungen auf Ebene ihrer Stadt bzw. Gemeinde mitreden. Für die Mitbestimmung an der Europa-Politik interessiert sich ein knappes Drittel. Dabei weiß jedes hessische Kind, dass Deutschland ein Teil von Europa ist, und drei von vier Kindern wissen, dass es spezielle Politiker für ganz Europa gibt. Knapp die Hälfte der Kinder glaubt, dass ihre Meinung in der eigenen Stadt bzw. Gemeinde ernst genommen wird - deutlich mehr als in den vorherigen Erhebungen. Jungen und Mädchen, die dieser Auffassung sind, fühlen sich in der Schule und in der eigenen Wohngegend wohler als Kinder, die nicht dieser Ansicht sind.

Rund acht von zehn hessischen Kindern kommen in der Schule nach ihrer eigenen Einschätzung meistens gut zurecht. Eher selten fühlen sie sich durch die Leistungserwartungen der Lehrkräfte überfordert. Für den Großteil der Schülerinnen und Schüler ist es entsprechend eine Ausnahme, unter einem zu hohen Leistungsdruck zu leiden. Dennoch hat fast jedes zehnte Kind den Eindruck, den Erwartungen der Lehrkräfte nicht gerecht werden zu können.

Achtsame Lehrer

Bei individuellen Schwierigkeiten in der Schule fühlen sich die meisten hessischen Kinder durch ihre Lehrer unterstützt. Mehr als die Hälfte von ihnen findet, dass die Lehrer darauf achten, dass sie ohne zu viel Stress arbeiten können. Generell haben jüngere Kinder stärker den Eindruck, dass ihre Lehrer achtsam sind bezüglich einer stressfreien Arbeitsatmosphäre. Diese Einschätzung nimmt mit zunehmendem Alter ab: Die Schüler höherer Jahrgangsstufen erleben die Lernatmosphäre als stressbehafteter.

Sorgen ums Sitzenbleiben

Drei Viertel der Kinder kennen die Unterstützungsangebote bei schulischen Problemen und wissen, bei wem sie sich Hilfe holen können. Trotzdem macht sich rund jedes Fünfte Sorgen wegen seiner Versetzung. Jedes Zehnte hat zudem nahezu ständig Angst vor Klassenarbeiten. Die Verantwortung für das eigene schulische Können sehen die Jungen und Mädchen in der aktuellen Studie häufiger bei sich selbst als im Erhebungsjahr 2009. Rund jedes fünfte Kind bekommt bei schlechten Noten Ärger mit den Eltern. Dass Mitschüler aufgrund besonders guter Schulnoten Hänseleien ertragen müssen, berichten insgesamt 8 Prozent der Kinder. Über die Hälfte sagt jedoch, dass in ihrer Klasse deswegen "nie" jemand geärgert werde. "Die von den Kindern empfundene hohe Erwartungshaltung von Lehrern und Eltern und ihre Sorge sitzenzubleiben müssen wir im Blick behalten. Schule hat die Aufgabe Wissen zu vermitteln und die Kinder in ihrer sozialen und individuellen Persönlichkeitsentwicklung zu stärken in Absprache mit den Eltern", erläutert Verone Schöninger, Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes in Hessen. Sie führt weiter aus: "Um dieser Aufgabe gerecht werden zu können, brauchen wir eine adäquate, konstante Zusammenarbeit der Schule mit den Eltern und anderen pädagogischen Fachkräften."

Lieber Sport als Nachhilfe

Über die Hälfte der hessischen Kinder nutzt die Nachmittagsangebote der eigenen Schule. Am beliebtesten sind dabei sportliche Aktivitäten. Den zweiten Platz teilen sich Spielemöglichkeiten und Zeit zum Ausruhen. Relativ beliebt sind auch themenbezogene Projekte, in denen man sich - im Sinne einer Projektwoche - längere Zeit mit einem Thema befasst. Eher "mittelmäßig" bewerten die Kinder die Möglichkeit, am Nachmittag Probleme zu besprechen oder gemeinsam Hausaufgaben zu machen. Andere, neue Unterrichtsfächer sowie Nachhilfe teilen sich den sechsten Rang in der Beliebtheitsskala. Mit deutlichem Abstand auf der letzten Position landen Nachmittagsangebote an der Schule, die dazu dienen, Unterrichtsfächer aus den Vormittagsstunden weiter zu vertiefen. "Ich mag gar keine Nachmittagsangebote an der Schule" sagt jedes fünfte hessische Schulkind zwischen 9 und 14 Jahren. Der Geschäftsführer der Hessenstiftung - Familie hat Zukunft sieht die Kontinuität zur Befragung des Kinderbarometers Hessen aus dem Jahre 2004: "Bereits vor zwölf Jahren wollten die Kinder in erster Linie Sport und Entspannung am Nachmittag. Der hessische 'Pakt für den Nachmittag' sollte diese Wünsche beherzigen und endlich mit den lokalen Verbänden, denen sonst der ganze Nachwuchs wegbricht, die Zusammenarbeit suchen."

Zum LBS-Kinderbarometer

Die kindliche Perspektive ernst nehmen und ihr einen festen Platz in der gesellschaftlichen Diskussion geben - darum geht es im LBS-Kinderbarometer, das seit 1997 im Auftrag der Landesbausparkassen-Gruppe vom PROSOZ Institut für Sozialforschung - PROKIDS durchgeführt wird. Die Studie ist eine repräsentative, auf kontinuierliche Wiederholung angelegte Querschnittsstudie von Kindern im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Der "Länderbericht Hessen" wird im Auftrag der Landesbausparkasse (LBS) Hessen-Thüringen, der Hessenstiftung - Familie hat Zukunft und des Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband Hessen herausgegeben und ist bereits die fünfte Auswertung für dieses Bundesland. An der Studie, die im Sommer 2015 durchgeführt wurde, hatten 648 hessische Jungen und Mädchen teilgenommen.