Einstellungen, Erfahrungen und Erwartungen der Deutschen zur Aufnahme von Flüchtlingen 2015/2016

Die Umfrage untersucht die Stimmungslage der Deutschen zur Flüchtlings-Debatte im Zeitverlauf von November 2015 bis August 2016. Die Studie zeigt die Grundhaltung, Einstellungen, Erwartungen, Hilfsbereitschaft und die Sorgen der Bevölkerung rund um das Thema Aufnahme von Flüchtlingen.

Anbieter: Evangelische Kirche in Deutschland
Veröffentlicht: Sep 2016
Autor: Petra - Angela Ahrens
Preis: kostenlos
Studientyp: Marktforschung
Branchen: Wirtschaft, Politik & Gesellschaft
Tags: Einwanderung • Engagement • Flüchtlinge • Flüchtlingshilfe • Flüchtlingskrise • Flüchtlingsthema • Integration • Migration • Optimismus • Sicherheit • Sorgen • Soziale Kompetenz • Terror • Terrorgefahr • Zuwanderung • Ängste

Schafft Deutschland das?

  • Die Stimmungslage der Bevölkerung zur Aufnahme der Flüchtlinge in Deutschland hat sich seit November 2015 nur wenig verändert.
  • Die Meinungen zur Bewältigung der Herausforderungen durch die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland sind nach wie vor geteilt.
  • Es gibt nach wie vor einen beachtlichen Anteil von Befragten, die in dieser Frage keiner Position zuneigen.
  • Die Bevölkerung im westlichen Bundesgebiet tendiert seit Februar 2016 eher zum Positiven. Im östlichen Bundesgebiet überwiegt die skeptische Stimmung deutlich – nach wie vor.

Positive Entwicklungen

  • Nach wie vor unterstreichen die allermeisten Befragten, dass Deutschland mit der Aufnahme von Flüchtlingen Menschen in existenzieller Not zur Seite steht.
  • Eine Mehrheit der Bevölkerung verbindet mit den in Deutschland angekommenen Geflüchteten auch die Chance, Bereicherndes für den eigenen Alltag zu entdecken.

Der direkte Kontakt

  • Inzwischen haben knapp zwei Drittel der Bevölkerung schon eigene Erfahrungen im Kontakt zu Flüchtlingen gemacht.
  • Im westlichen Bundesgebiet sind es 67 Prozent, im östlichen 60 Prozent.
  • Bei den Befragten mit Kontakt übersteigt der Anteil der positiven Erfahrungen mit Geflüchteten die negativen um ein Mehrfaches. Entwicklungen im westlichen und östlichen Bundesgebiet unterschiedlich:
    • Im Westen ist der Anteil negativer Erfahrungen im August erstmals, die differenzierenden Beurteilungen (teils/teils) sind über die Befragungswellen hinweg angestiegen.
    • Im bisher durchweg kritischeren Osten dominieren nach einem Einbruch der Werte im Februar 2016 nun die positiven Erfahrungen besonders deutlich.

Inzwischen haben knapp zwei Drittel der Bevölkerung schon eigene  Erfahrungen im Kontakt zu Flüchtlingen gemacht. Im westlichen  Bundesgebiet sind es 67 Prozent, im östlichen 60 Prozent. • Bei den Befragten mit Kontakt übersteigt der Anteil der positiven  Erfahrungen mit Geflüchteten die negativen um ein Mehrfaches.

Die Sorgen

  • Die Zustimmungen zu den Sorgen, die auch im August 2016 nachgefragt wurden, signalisieren, dass nach wie vor eine Mehrheit der Bevölkerung die gesellschaftlichen Ordnungsstrukturen gefährdet sieht.
  • Es lässt sich jedoch kein Hinweis darauf finden, dass die Anschläge im Juli dieses Jahres diese Sorgen weiter befördert haben. Im Gegenteil: Die Werte sind eher ein wenig gesunken.
  • In allen Befragungswellen gilt – bis auf wenige Ausnahmen, dass die Befragten, die Sorgen äußern, älter und formal weniger gebildet sind als der Durchschnitt.

Das Engagement für Flüchtlinge

  • wurde im November 2015 und im Mai 2016 nachgefragt und ist noch gestiegen.
  • Im November 2015 setzten sich insgesamt 10,9 Prozent auf die eine oder andere Weise für Flüchtlinge ein, im Mai 2016 11,9 Prozent; – ohne Berücksichtigung von Sach - oder Geldspenden waren im November letzten Jahres 7,3 Prozent der Bevölkerung aktuell engagiert, im Mai 2016 8,7 Prozent.
  • Die Bereitschaft zum Engagement ist nach wie vor sehr hoch: Insgesamt können sich drei Viertel der Befragten die eine oder andere persönliche Unterstützung der Geflüchteten vorstellen.
  • Wie aus anderen Untersuchungen wie dem Freiwilligensurvey bekannt, spielt die eigene soziale Lage eine erhebliche Rolle: Besser Gestellte engagieren sich häufiger.

Wie sich die evangelische Kirche verhalten sollte

  • Die große Mehrheit der Befragten (69 %) spricht sich auch im August 2016 dafür aus, dass sich die evangelische Kirche für die Aufnahme der Flüchtlinge einsetzen soll.
  • In den vorigen Befragungswellen lag dieser Anteil bei drei Vierteln. Fast 12 Prozent können oder möchten sich im August 2016 nicht zu dieser Frage äußern . Es kann also sein, dass hier eine Unsicherheit zum Ausdruck gebracht wird.

Die Angst vor Terroranschlägen

  • Die Hälfte der Bevölkerung hat Angst vor islamistischen Terroranschlägen in Deutschland. • Immerhin ein knappes Drittel fürchtet, selbst Opfer eines Anschlags zu werden.
  • Unter den Befragten, die Angst vor dem einen oder anderen haben:
    • sind nur 10,5 %der Meinung, dass sich nichts gegen die Angst ausrichten lässt, weil sich solche Anschläge nicht verhindern lassen.
    • äußert fast die Hälfte (48,6%), dass sich über stärkere Kontrollen bzw. Überwachung ihre Angst verringern kann. Mit Abstand an erster Stelle steht dabei eine stärkere Polizeipräsenz (28 %).
    • sprechen 21 Prozent (eigene) Verhaltensänderungen an, vom Abbau von Vorurteilen bis zur Meidung von Großveranstaltungen.
    • meinen acht Prozent, dass eine Begrenzung der Aufnahme von Flüchtlingen beziehungsweise Zuwanderung helfen kann.
    • sprechen zwei Prozent ihre generelle Abneigung gegen Menschen mit Migrationshintergrund offen aus.

Einfluss der Erwartungen, Erfahrungen und Ängste auf die Stimmung

  • Die stärksten Effekte für eine zuversichtlichere Perspektive haben
    • Positive Erfahrungen mit Flüchtlingen
    • Die Meinung, dass sich die ev. Kirche für die Aufnahme der Flüchtlinge einsetzen soll
  • Den stärksten Effekt für eine skeptischere Perspektive hat mit Abstand:
    • Die Sorge, dass Polizei und Behörden die Situation nicht bewältigen
    • Unabhängig von den jeweiligen Einschätzungen bleiben – höher Gebildete zuversichtlicher – Befragte im östlichen Bundesgebiet skeptischer

Studiensteckbrief

  • Einschaltung in bundesweite telefonische Mehrthemenumfragen
  • Stichprobe: Deutschsprachige Befragte ab 14 Jahren
  • Durchführung:
    • 1. Welle: November 2015 mit 2.021 Befragten
    • 2. Welle: Februar 2016 (Kurzauswahl von Fragen) mit 1.010 Befragten
    • 3. Welle: Mai 2016 mit 2.033 Befragten
    • 4. Welle: August 2016 (Kurzauswahl von Fragen und Thema: Angst vor islamistischen Terroranschlägen) mit 1.007 Befragten