Gesundheitsversorgung 2016
Die Studie "Gesundheitsversorgung 2016" untersucht, welche Rolle die medizinische Versorgung bei der Wohnortwahl spielt, wie oft die Deutschen zum Arzt gehen, welche Erfahrungen sie dort machen und wie die heutige und die zukünftige medizinische Versorgung eingeschätzt werden.
Anbieter: | PRESSEPORTAL |
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Veröffentlicht: | Nov 2016 |
Preis: | kostenlos |
Studientyp: | Marktforschung |
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Branchen: | Gesundheit |
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Wer einen Termin in einer fachärztlichen Praxis benötigt, braucht noch etwas anderes: Geduld. Jeder fünfte Deutsche, der in den vergangenen fünf Jahren in fachärztlicher Behandlung war, musste einen Monat oder länger auf einen Termin warten. Daran hat auch die Einrichtung der Terminservicestellen bei den Kassenärztlichen Vereinigungen bislang nichts geändert. Das zeigt die aktuelle Studie "Gesundheitsversorgung 2016" der pronova BKK. Grundlage ist eine deutschlandweite, repräsentative Befragung von insgesamt 1.639 Bundesbürgern ab 18 Jahren.
Langes Warten auf einen Termin beim Haut- oder HNO-Arzt, beim Internisten, Radiologen oder anderen Fachärzten? Das sollte eigentlich der Vergangenheit angehören. Denn seit Anfang dieses Jahres sind die Kassenärztlichen Vereinigungen durch das Versorgungsstärkungsgesetz verpflichtet, so genannte Terminservicestellen einzurichten. Vereinfacht ausgedrückt, sollen diese dafür Sorge tragen, dass gesetzlich Krankenversicherte nicht länger als vier Wochen auf einen Termin in einer Facharztpraxis warten müssen.
Trotzdem spüren die Erkrankten bisher keine Verbesserung: 22 Prozent der Deutschen, die innerhalb des letzten Jahres in einer fachärztlichen Praxis in Behandlung waren, mussten einen Monat oder länger auf ihren letzten Termin warten. Dieser Anteil ist gegenüber den letzten fünf Jahren nicht geschrumpft.
Zu wenig Zeit für Erkrankte
Auch wenn eine erkrankte Person schließlich einen Termin hat, bleibt Zeit ein rares Gut. Nach negativen Erfahrungen bei ihrem letzten Praxisbesuch gefragt, geben die meisten Patienten und Patientinnen Probleme an, die durch Zeitdruck entstehen: 36 Prozent ärgerten sich über lange Wartezeiten in der Praxis. Ein Viertel erlebte durch Zeitmangel gestresstes Personal. 21 Prozent zeigten sich unzufrieden, weil Arzt oder Ärztin sich zu wenig Zeit für sie genommen haben.
Notnagel Krankenhaus
Einen positiven Effekt sieht Lutz Kaiser in der Vier-Wochen-Regelung des Versorgungsstärkungsgesetzes: Patienten mit dringendem Therapiebedarf, die unter diese Klausel fallen, können sich jetzt ambulant in Krankenhäusern behandeln lassen, wenn sie innerhalb der Frist keinen Termin in einer Fachpraxis erhalten. Das war bisher nur in seltenen Ausnahmefällen möglich. Bezahlt wird dies aus dem eigentlich für niedergelassene Fachärzte vorgesehenen Budget.
"Durch diese Flexibilisierung kommen tatsächlich zusätzliche Ressourcen in die ambulante Versorgung", so Kaiser, "aber eine goldene Lösung ist sie dennoch nicht. Denn auch in Kliniken sind nur selten Überkapazitäten vorhanden. Das bedeutet, dass die Verbesserung der ambulanten Versorgung zu Lasten der stationären Behandlung geht, für die die Krankenhäuser eigentlich vorgesehen sind."
Die Umfrageergebnisse der pronova-Studie belegen, dass der Zeitdruck in den Kliniken sogar eher noch größer als in den Praxen ist. Denn hier erleben die Patienten und Patientinnen die gleichen Probleme noch häufiger: 38 Prozent derjenigen, die in den vergangenen fünf Jahren mindestens einmal zu einem Behandlungs- oder Untersuchungstermin in einem Krankenhaus waren, ärgerten sich über zu lange Wartezeiten vor Ort. 31 Prozent sahen, dass das Personal durch Zeitmangel gestresst war. Und für fast ein Viertel nahm sich der Arzt dann zu wenig Zeit.
"Nur besser in der Fläche verteilte Facharztpraxen können das Problem wirklich lösen. Alles andere ist nur eine Verwaltung des Mangels", so Lutz Kaiser.
Zur Studie
Die Studie "Gesundheitsversorgung 2016" untersucht, welche Rolle die medizinische Versorgung bei der Wohnortwahl spielt, wie oft die Deutschen zum Arzt gehen, welche Erfahrungen sie dort machen und wie die heutige und die zukünftige medizinische Versorgung eingeschätzt werden. Die Daten wurden in einer repräsentativen Online-Befragung von 1.639 Bundesbürgern ab 18 Jahren im Auftrag der pronova BKK im Juli und August 2016 erhoben.
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