Wehrwille in Österreich und Deutschland eher schwach ausgeprägt

19. Mai 2019 • News • Gallup • Marktforschung • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft

Die Studie von Gallup International zeigt ein interessantes Bild über den Wehrwillen in 64 Nationen: Nur 21 Prozent der Österreicher und gar nur 18 Prozent der Deutschen würden mit Waffengewalt ihre Heimat schützen.


In Staaten im Mittleren Osten, in Nordafrika oder in Pakistan wären aktuell bis zu 94 Prozent der Landsleute bereit, ihr Land militärisch zu verteidigen, es ist für sie selbstverständlich. In Westeuropa dokumentierten die Meinungsforscher dagegen eine andere Haltung: Im Schnitt wollte nur ein Viertel der Bevölkerung im Krisenfall mit der Waffe in der Hand das Heimatland schützen.

62.000 weltweit geführte Interviews von Gallup International liefern ein interessantes Bild über den Wehrwillen in 64 Nationen: Nur 21 Prozent der Österreicher würden mit Waffengewalt ihre Heimat schützen.

„Dieses Umfrageergebnis überrascht dann doch in seiner Deutlichkeit. Vermutlich fehlt uns Österreichern - so wie auch anderen Mitteleuropäern - ein konkretes Bedrohungsbild“, analysiert der Militärhistoriker Dr. M. Christian Ortner die aktuelle Studie. Der Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums betont: „In den Krisenjahren 1956 und 1968 war wie überhaupt während des ganzen Kalten Krieges die Bedrohung eindeutig. Für moderne Streitkräfte ist es von enormer Bedeutung, der Bevölkerung zu vermitteln, wie schnell auch in unserer Gegenwart politische und soziale Krisen auch mitten in Europa ausgelöst werden können.“

Österreich im Ranking im letzten Viertel

Im Gallup-Ranking liegt Österreich im letzten Viertel der 64 Nationen, nur knapp vor Italien, Belgien, Deutschland, den Niederlanden und auch Japan.

In der ebenfalls neutralen Schweiz zeigten die befragten Bürger wesentlich mehr Willen, im Ernstfall ihr Land militärisch zu verteidigen: 39 Prozent der Eidgenossen würden für ihre Heimat kämpfen. Und bei den ebenso neutralen Schweden sagt dies sogar eine klare Mehrheit (55 Prozent).

„Aktuelle Bedrohung nur schwer zu erfassen“

„Die europäische Integration hat sicherlich viel dazu beigetragen, das Sicherheitsempfinden in Österreich zu verbessern“, meint Ortner, dass sich das „Bedrohungsszenario für uns eben zu einer hybriden Mischung verändert hat, die nur schwer fassbar und verständlich ist". Die letzte große konkrete Bedrohungslage an Österreichs Grenzen - der Jugoslawienkonflikt 1991 - ist nun immerhin schon 27 Jahre her.

Sind Länder ständig in Konflikte involviert, bekennt sich auch die Mehrheit der Bevölkerung zur militärischen Verteidigung: So ist in Nationen wie Israel (66 Prozent) und der Türkei (73 Prozent) klar, dass das Heimatland auch mit Waffengewalt verteidigt werden muss. In den an vielen Kriegsschauplätzen aktiven USA sehen das aber nur 44 Prozent der Bürger so - offenbar fehlt doch das Bedrohungsszenario.