Nur 18% der Deutschen glauben aktuell an die Sicherheit von autonomen Fahrzeugen

31. Jan 2020 • News • PRESSEPORTAL • Marktforschung • Verkehr & Mobilität • Online & IKT & Elektronik

Eine aktuelle Analyse zur Verbraucherstimmung in wichtigen internationalen Märkten zeigt: Entscheider der Automobilbranche überschätzen Konsumenten offenbar in zwei wichtigen Punkten. Sowohl das Interesse an hochautomatisierten und vollautonomen Fahrzeugen als auch die Bereitschaft, einen substanziellen Aufschlag für die neue Technik zu zahlen, sind geringer, als viele erwarten.


  • 51% bis 81% der potentiellen Käufer sagen, dass sie fünf Jahre oder sogar noch länger warten würden, bis sie ein autonomes Fahrzeug kaufen
  • Nur 18% der Deutschen glauben aktuell an die Sicherheit von autonomen Fahrzeugen
  • Interesse an Robotaxis entwickelt sich: Angebote können in abgegrenzten Gebieten gut eingesetzt werden
  • International sind Verbraucher nicht bereit, einen deutlichen Aufschlag für hochautomatisierte Autos (Level 4) zu zahlen

Eine aktuelle Analyse zur Verbraucherstimmung in wichtigen internationalen Märkten zeigt: Entscheider der Automobilbranche überschätzen Konsumenten offenbar in zwei wichtigen Punkten. Sowohl das Interesse an hochautomatisierten und vollautonomen Fahrzeugen als auch die Bereitschaft, einen substanziellen Aufschlag für die neue Technik zu zahlen, sind geringer, als viele erwarten. Das Kaufinteresse wird stattdessen in Zukunft zugunsten autonomer Ride-Hailing-Angebote (automatisch gesteuerter und individuell buchbarer Taxis on demand) zurückgehen, wenn diese in puncto Kosten mit dem Unterhalt des eigenen Autos mithalten können. Das sind die zentralen Ergebnisse der internationalen Verbraucherumfrage von AlixPartners, "Autonomes Fahren der Zukunft", die heute von dem globalen Beratungsunternehmen veröffentlicht wurde.

Erwartungen an Kosten und Infotainment widersprechen sich

Die Ergebnisse basieren auf einer Umfrage unter rund 6.700 Verbrauchern in China, Frankreich, Deutschland, Italien, dem Vereinigten Königreich und den USA. Konsumenten wollen demnach 8% bis maximal 24% Aufschlag für hochautomatisierte Fahrzeuge (Level 4) bezahlen, wobei 24% eher ein hoher Wert ist, der in der Realität kaum erreicht werden dürfte. Zum Vergleich: Aktuelle Fahrzeuge verfügen mehrheitlich über Level 2 (Spurhalteassistent, automatisches Bremsen etc.). Im internationalen Vergleich sind deutsche Verbraucher mit 8% bis 24% bereit, deutlich mehr auszugeben als beispielsweise Chinesen (8%) oder Amerikaner (9%). Gleichzeitig erwarten Verbraucher eine substanzielle Weiterentwicklung der Infotainment-Systeme und der Innenausstattung. 44% der Amerikaner, 47% der Deutschen und 69% der Chinesen setzen dies bei autonomen Fahrzeugen voraus. Bequemlichkeit in ihrer täglichen Routine stellt für Verbraucher einen entscheidenden Faktor beim Kauf von autonomen Fahrzeugen dar.

"Die Automobilindustrie muss weltweit bei jedem Investitionsschritt einen realistischen Blick auf den Return on Investment bei autonomen Fahrzeugen werfen", sagt Elmar Kades, Managing Director und Automotive-Experte bei AlixPartners. "Hersteller sollten klug agieren, da sich nicht abzeichnet, dass man mit autonomem Fahren schnell Geld verdienen wird. Langfristig handelt es sich dabei jedoch um eine Schlüsseltechnologie."

Autonomes Ride-Hailing als Konkurrenz zum privaten Fahrzeugkauf

Die Automobilindustrie steht bei autonomen Fahrzeugen vor einer weiteren großen Herausforderung - dem Wettbewerb durch die Ride-Hailing-Industrie. 84% der befragten Verbraucher in China gaben an, dass sie auf ein privates Fahrzeug verzichten würden, wenn die Kosten für die Buchung eines autonomen Ride-Hailing-Services nicht höher sind als für den Unterhalt des eigenen Wagens. Das Interesse an Robotaxis und ähnlichen automatisierten Angeboten ist laut Studie länderübergreifend groß: Selbst in klassischen "Auto-Ländern" wie Deutschland oder den USA würden in diesem Fall 52% sowie respektive 44% keinen eigenen Wagen anschaffen. Ob der Verbraucher zum Schluss auch so handelt, bleibt abzuwarten. Vorerst können die Angebote in abgegrenzten Gebieten, sogenannten restricted areas gut eingesetzt werden. Laut AlixPartners-Analyse ist die Bereitschaft zum Wechsel in den Ländern mit niedrigem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf besonders groß.

Ein weiterer Faktor, der die Verkaufszahlen mittelfristig auf einem eher niedrigen Niveau halten könnte: 80% der potentiellen Käufer hochautomatisierter autonomer Fahrzeuge wollen keine Vorreiter sein. Obwohl sie ernstes Kaufinteresse haben, würden sie nach eigenen Aussagen fünf Jahre oder länger mit dem Erwerb warten, nachdem die Fahrzeuge flächendeckend verfügbar sind. Diese Ergebnisse reichen von 51% in China bis zu 81% in Großbritannien. Auch die Deutschen würden eher abwarten: Nur 4% können sich einen Kauf innerhalb von zwei Jahren nach Verfügbarkeit der Fahrzeuge vorstellen, während mehr als zwei Drittel (78%) länger als fünf Jahre warten möchten.

Nicht einmal jeder fünfte Deutsche von der Sicherheit autonomer Fahrzeuge überzeugt

In der AlixPartners-Umfrage gaben Verbraucher zudem an, dass sie Vorbehalte in Bezug auf die Sicherheit von autonomen Fahrzeugen haben. Am zuversichtlichsten sind die chinesischen Befragten. 58% haben keine Zweifel, dass ein weiterentwickeltes autonomes Fahrzeug sie sicher von einem Ort zum anderen navigieren und fahren könnte. Laut den Studienautoren ist dieses Ergebnis nicht zu unterschätzen, da China der größte Automobilmarkt der Welt ist und in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle einnehmen könnte. Italien folgt auf Platz zwei, jedoch mit einigem Abstand (36%). Die Skeptiker wohnen in Deutschland - dort glauben nur 18% an die Sicherheit von autonomen Fahrzeugen. Um diese Bedenken auszuräumen und die Akzeptanz und Kaufbereitschaft für autonome Fahrzeuge generell zu erhöhen, müssen Hersteller und Händler eng mit Behörden und Partnern zusammenarbeiten und massiv in Consumer-Experience-Marketing investieren.

Über die internationale Verbraucherumfrage "Autonomes Fahren der Zukunft"

Für die internationale Studie von AlixPartners wurden insgesamt rund 6.700 Verbraucher befragt, 1.072 davon in China, 1.019 in Frankreich, 1.015 in Deutschland, 1.037 in Italien, 1.009 im Vereinigten Königreich und 1.594 in den USA. Alle Befragten waren 18 Jahre und älter, besaßen Führerscheine und repräsentierten alle wichtigen Regionen sowie Einkommensniveaus in den verschiedenen Ländern. Die Gruppe bestand insgesamt aus 51% Männern und 49% Frauen. Die Umfrage wurde online zwischen dem 23. April und dem 17. Mai 2019 durchgeführt.

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