Jugendliche im Netz: Smartphone schlägt PC

09. Aug 2015 • News • Spiegel • Marktforschung • Wirtschaft, Politik & Gesellschaft • Bildung & Wissenschaft • Online & IKT & Elektronik • Marketing & Medien • Sicherheit

Warum und wie junge Leute ins Netz gehen: Der Branchenverband Bitkom hat Kinder und Jugendliche zu ihrem Internet-Nutzungsverhalten befragt. Ein Ergebnis: Die 16- bis 18-Jährigen surfen am ehesten per Smartphone.


Was machen Kinder und Jugendliche heute eigentlich am Smartphone,PC und Tablet? Welche sind ihre bevorzugten Kommunikationsmittel, und wie nutzen sie soziale Netzwerke? Fragen wie diesen ist der Branchenverband Bitkom in der Studie "Kinder und Jugend 3.0" nachgegangen. Die Bitkom-Abteilung Research und das Marktforschungsinstitut Forsa haben sie mit 962 Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 18 Jahren durchgeführt.

Die Internetnutzung lässt sich grob in vier Kategorien unterteilten: Medien/Unterhaltung, Kommunikation, Information/Bildung sowie Shopping. Die am meisten verbreitete Beschäftigung von Kindern und Jugendlichen im Internet ist Filme, Videos und Serien anschauen oder herunterladen (75 Prozent). 70 Prozent geben an, zumindest ab und zu Informationen für die Schule oder Ausbildung zu suchen. Danach werden die Tätigkeiten Musik im Internet hören (56 Prozent), Online-Spiele spielen (55 Prozent) und Informationen zu Hobbys suchen (53 Prozent) genannt. Verglichen mit der Studie aus dem Jahr 2011 liegen das Anschauen von Videos und Filmen (2011: 73 Prozent) sowie die Suche nach Informationen für die Schule (2011: 76 Prozent) weiter an der Spitze der Tätigkeitsliste. Demgegenüber hat das Chatten mit Freunden am Computer signifikant an Bedeutung verloren (ein Rückgang von 65 Prozent auf 48 Prozent). Diese Form der Kommunikation hat sich in großen Teilen auf das Smartphone verlagert
 Tätigkeiten und genutzte Anwendungen im Internet

Folgendes zählt zu den interessantesten Ergebnissen der Studie:

  • Jedes fünfte Kind zwischen sechs und sieben Jahren verwendet zumindest "ab und zu" ein Smartphone - und das, obwohl Kinder in diesem Alter in der Regel erst lesen lernen. Ins Internet geht diese Altersgruppe hauptsächlich übersNotebook (64 Prozent der Befragten) oder über stationäre Computer (43 Prozent). In den täglich durchschnittlich elf Minuten im Netz spielen die Kinder vorwiegend Online-Spiele (56 Prozent) oder schauen Videos (55 Prozent). Informationen für ihre Hausaufgaben suchen in dieser Altersgruppe erst zwölf Prozent online.
  • Das Smartphone ersetzt zunehmend den Computer. So nutzen laut Bitkom Research 85 Prozent der Jugendlichen zwischen 12und 13 Jahren ihr Mobilgerät genauso häufig wie den PC. 89 Prozent der 16- bis 18-Jährigen bezeichnen das Smartphone sogar als ihren primären Netzzugang. Bei älteren Jugendlichen kehrt sich dieser Trend aber wieder um: Nur 47 Prozent der 19-Jährigen bezeichnen das Smartphone als Primärzugang, sie sitzen eher vor dem stationären PC. Die Daten zu den 19-Jährigen stammen aus einer anderen, nicht veröffentlichten Bitkom-Studie aus dem Januar 2014 mit 1370 Teilnehmern ab 14 Jahren.
  • Die aktive Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook beginnt bei Kindern im Alter von zehn Jahren. In dieser Altersgruppe liegt der Anteil der Netzwerk-Nutzer bei zehn Prozent. Im Alter zwischen zwölf und 13 Jahren sind 42 Prozent in Netzwerken aktiv, bei den 16- bis 18-Jährigen sind es 85 Prozent. Interessant dabei: Bei den Befragten über elf Jahren hat der Messaging-Dienst WhatsApp die Nase vorn, erst die 16- bis 18-Jährigen setzen stärker auf Facebook. Bevorzugte Aktivität in allen Altersklassen ist es, selbst gemachte Fotos teilen. Die Studie zeigt aber auch, dass es einen recht hohen Anteil von Skeptikern gibt: Rund ein Viertel der Jugendlichen zwischen 14 und 18 teilt überhaupt keine Inhalte im Internet.

Brettspiele, Fernsehen, Zeitung: Noch lange nicht tot

  • Neben dem Internet thematisiert die Bitkom-Studie auch andere Medien: Über alle Altersstufen hinweg sehen zum Beispiel im Schnitt etwa 90 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen fern. Aufatmen kann, wer schon das Ende der Gesellschaftsspiele befürchtet hatte: 98 Prozent der Kinder im Grundschulalter spielen noch analog - im Kontrast zu 65 Prozent, die Computerspiele zocken.
  • Und auch Zeitungen und Zeitschriften haben offenbar noch eine Daseinsberechtigung: 65 Prozent der 6- bis 7-Jährigen, fast drei Viertel der 10- bis 12-Jährigen und 76 Prozent der 16- bis 18-Jährigen lesen diese Medien. Bei letzterer Gruppe überwiegt aber schon die Lektüre von Online-Medien.
  • Bei der Studie wurden übrigens auch Geschlechterunterschiede bei der Internetnutzung berücksichtigt, dazu finden sich in der jetzt veröffentlichen Zusammenfassung allerdings keine Daten. Auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE sagte Bitkom-Sprecherin Katja Hampe, dass in den nächsten Monaten eine ausführlichere Dokumentation der Studie erscheint.