Emotionserkennung: Ein Milliardenmarkt mit sehr wackeliger wissenschaftlicher Substanz

21. Sep 2019 • News • K&A BrandResearch • Marktforschung • Blog & Paper • Marketing & Medien • Markt & Meinungsforschung

Ralph Ohnemus, CEO von K&A BrandResearch, analysiert im K&A BrainCandy No. 53 die Aussagekraft von Emotionserkennung, einem Milliardenmarkt mit sehr wackeliger wissenschaftlicher Substanz. Kernaussage: Der individuelle Kontext ist wichtiger als die künstliche Intelligenz bemerkt.


Im Juli 19 wurde eine Meta-Analyse von Emotionsforschern über die Zuverlässigkeit bzw. die tatsächlich zu hohen Fehlerraten von automatisierter Emotionsmessung veröffentlicht, die weltweit Resonanz gefunden hat. Nur mal wieder nicht in der deutschen Fachpresse der Markt- und Markenforschung. (Quellen am Ende)

Schon in den BrainCandys 35 und 36 hatte ich ausführlich darüber berichtet, dass sich Emotionen nicht zuverlässig in irgendwelchen standardisierbaren körperlichen Repräsentationen zeigen. Einerseits sind unsere Emotionen nicht einfach nur Freude oder Wut, sondern können von einem hauchzarten Gefühl bis hin zu überbordenden Gefühlsausbrüchen reichen. Und wir haben alle gelernt, uns situativ angepasst zu verhalten. Der Kontext beeinflusst unser Verhalten. Wir können innerlich kochen vor Wut, können aber auch eiskalte Wut signalisieren oder uns explosiver Wutausbrüche unbeherrscht oder gar vorsätzlich hingeben.

In der Marktforschung haben wir es ohnehin ungleich schwerer, weil Marken und Werbung bekanntlich nur schwache emotionale Reaktionen auslösen, wenn überhaupt. Natürlich gibt es immer wieder das Versprechen, dass man schwache Emotionen trotzdem gut in minimalen Augenbewegungen oder ganz clever in Mikro-Muskelbewegungen im Gesicht messen könne. Wenn aber schon die Grundannahme falsch ist, dann ist offensichtlich auch die besonders feine Messung nicht mehr als eine Nebelkerze für hoffnungsvolle Kunden.